Einsatz für die Gemeinschaft aus Freiheit

Neujahrsempfang in Bad Boll am 14.01.2018

Mit großartiger Musik der „Hanke Brothers“ und einem inspirierenden Beitrag des EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm startete die Akademie Bad Boll das Jahr 2018.
Die Begrüßung durch den Akademie Direktor Jörg Hübner stellte die Fragen nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Mittelpunkt. Seine These: „Jede und Jeder kann Zukunftsgestalterin oder Gestalter sein.“ Die Akademie selbst sieht er als „Innovationszentrum für Gesellschaftsgestaltung“.
Gemeinsam mit Direktor Günter Renz stellte Hübner im Anschluss die Schwerpunktthemen der Akademie für 2018 vor. Im Mittelpunkt werden diese Themen stehen: Digitale Transformation, Nachhaltigkeit auch mit Blick auf die SDGs (Sustainable Development Goals – übersetzt etwa: nachhaltige Entwicklungsziele), Wirtschaftsethik in der Globalisierung/Rentensysteme und Migration. Kooperationen entstehen dabei mit dem Hospitalhof, dem DIMÖE, der Diakonie Württemberg und vielen weiteren. Weitere Infos zum Programm der Akademie finden Sie <link http: www.ev-akademie-boll.de programm veranstaltungen.html external-link-new-window internal link in current>hier
In seinem Vortrag „Gemeinschaft in der modernen Gesellschaft“ nahm Bedford-Strohm dann die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder auf. Die Behauptung, heute denke jede und jeder nur noch an sich, empfindet er als falsch. Das ehrenamtliche Engagement sei seit 2009 gestiegen, nicht gesunken. Dennoch tut sich Deutschland mit dem Gemeinschaftsbegriff schwer. Das hat seinen Grund: Zu Zeiten der Nazis und auch im rechtspopulistischen Sprachgebrauch ist mit Gemeinschaft die hierarchisch gegliederte Volksgemeinschaft gemeint, beinhaltet eine (angebliche) Homogenität und vermittelt eine dualistische Botschaft – „wir“ gegen „die Anderen“. Aber, so seine These, sozialer Zusammenhalt erfordert gerade keine Homogenität sondern Vielfalt.
Das heißt, dass der langjährige Trend zur Pluralisierung und Individualisierung nicht Abbruch von Gemeinschaft, sondern eine Veränderung von Gemeinschaft bedeutet. Tatsächlich ist wirklich neu, dass wir das, was wir für die Gemeinschaft tun und einbringen, aus Freiheit tun. Nicht länger engagieren wir uns oder zahlen Kirchensteuern, weil sich das so gehört und ansonsten soziale Sanktionen zu erwarten sind, sondern weil wir uns frei dafür entscheiden. Wer sich heute engagiert für andere, tut das aus der Freiheit heraus, für andere da sein zu wollen.
Kirchen können ideale Akteure für eine weltweite Zivilgesellschaft sein, weil sie bereits ein weltweites Netzwerk gespannt haben. Dafür aber brauchen wir als Kirchengemeinschaft ganz viele Brückenbeziehungen und dürfen nicht nur „im eigenen Saft schwimmen“.
Nach dieser eindrücklichen Botschaft schlossen die musikalischen „Hanke Brothers“ mit dem Stück „Europa“ den offiziellen Teil des Neujahrsempfangs ab.