Frauen sind gemeinsam stark!

Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats

Vom 23.06. – 25.06. fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats in Berlin statt. Am Freitag ging es los mit der Fachveranstaltung zum Thema: „Strategien gegen Antifeminismus und Rechtspopulismus“. Die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats Mona Küppers übernahm die Begrüßung und befand, dass wir weiterhin Gleichstellung aktiv einfordern müssen.
Partizipation war schon am Fachtag selbst gefragt: Jutta Kühl vom Deutschen Hebammenverband berichtete, wie sie damit zu kämpfen haben, dass Ihre Forderungen von der AfD übernommen und vereinnahmt würden. Dabei ist das Weltbild der AfD „exklusiv“, menschenfeindlich und gegen die Selbstbestimmung. Hebammen dagegen wollen eine Partnerschaft mit den Frauen und grenzen nicht aus! Die AfD nutzt sie eindimensional als Symbol für Mutterschaft.
Der Bund der Deutschen Landjugend ist im Diskurs gezwungen, eigene Wertvorstellungen in Worte zu fassen. Und der Journalistinnen Bund leidet unter dem Gefühl, dass Fehler nicht passieren dürfen. Es droht der Vorwurf „Lügenpresse“. Wenn ich eine populistische Position vertrete, kann ich auch schlecht recherchierte Artikel verfassen, als Vertreterin von Feminismus oder Genderpolitik dagegen sollte ich besser Wissenschaftlerin für das Thema sein.
Für den Umgang mit den neuen Herausforderungen formuliert Lisi Maier, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend: Wir als Jugendverbände sind die Schmiede der Demokratie. Damit muss der Bundeverband die Leute vor Ort entsprechend schulen.
Beeindruckend waren die folgenden Vorträge. Christina Thürmer-Rohr sprach zu: „Ich verstehe die Welt nicht mehr“ – Das Eigene und Das Fremde. Eindrücklich beschreibt sie, wie Populismus nur bei uns Fremdem funktioniert. Ein Feindbild bleibt nur so lange ein Feindbild, wie es aus der Distanz betrachtet wird. Deshalb braucht es einen Perspektivwechsel. Nur das Eigene zu akzeptieren bedeutet Homogenität und damit Exklusivität und Diskriminierung. Für unsere Demokratie benötigen wir die Fremdheit. Die Unruhe der Fremdheit kann einen unabhängigen Blick erzeugen.
Shalini Randeria öffnete mit ihrem Vortrag die Augen: „Rückschlag gegen reproduktive Rechte: Rückkehr des Pronatalismus“. Demographische Konzeptionen von Staaten – egal, ob sie dazu anhalten, mehr oder weniger Kinder zu bekommen, schränken immer die reproduktive Autonomie von Frauen ein! Mit einer staatlichen Einmischung sind Selbstbestimmung und Frauenrechte in Gefahr. Stiftungen und Regierungen bemühen sich repressiv, fördern, motivierend oder zwingend, Bevölkerungspolitik zu machen. Wir sind zurück bei einer biologistischen Sprache. Deshalb muss das feministische Anliegen die reproduktive Autonomie sein! Nur dafür sollte Bildung dienen.
Judith Goetz erklärte, wie Antifeminismus als Scharnier zwischen Rechts und Mitte dient. Dem Rechtspopulismus dient er als Mittel, alte Rollenverteilungen wieder herzustellen. Die Strategien reichen von Diffamierungen über das Malen von Bedrohungsszenarien, Doppelstandards, der Abwertung anderer Männlichkeitsbilder bis zur Diskursumdeutung – aus Gender wird eine Ideologie, aus Menschlichkeit der Gutmensch usw. Der Anti-Feminismus dient damit als kleinster gemeinsamer Nenner aller Akteure und als Scharnier zwischen Mitte und Rechts.
Justus Bender schließlich erklärt, was die AfD eigentlich will. Der AfD-Politiker Meuthen sagte einmal: Wir sind die Konterrevolution zu 68. Das sagt alles: die AfD will die Befreiung der 68er insbesondere für Frauen rückgängig machen. Sie sagen nicht, Frauen zurück an den Herd, weil das zu unpopulär wäre, aber das ist gemeint. Die AfD sowie Rechtspopulisten leben stark von ihrem idealistischen Kurs und lassen sich am besten entlarven, indem wir nachhaken: was bewirkt ihre Vorstellung konkret in der Realität. Dazu gibt es hier ein <link http: www.weiterdenken.de de zur-sache-afd external-link-new-window internal link in current>Heft zu bestellen oder als <link http: www.weiterdenken.de sites default files afd_heft_digital_rgb_3.pdf external-link-new-window internal link in current>PDF.
Danach fand die Diskussion statt mit den Politikerinnen Petra Pau (Linke), Eva Högl (SPD), Kristy Augustin (CDU) und Gesine Agena (Grüne) sowie Justus Bender und Illona Montykn, einer Aktivistin aus Polen. Einig waren sich alle, dass eine wichtige Strategie sein muss, wählen zu gehen. Der Aufruf geht besonders an Frauen, denn die Vergangenheit hat es bewiesen: Frauen entscheiden die Wahl! Dazu ein gelungenes Video: <link https: www.youtube.com embed swkiobpfnag external-link-new-window internal link in current>"Ich will, dass Du's tust!"
Eine Artikelempfehlung dazu, wie stark Sprache unser Denken beeinflusst: Margarete Jäger: Wie Die Rechte Sprache prägt - Steilvorlagen von Rechtsaußen. Erschienen in: Stephan Braun und Daniel Hoersch (Hrsg.): Rechte Netzwerke - eine Gefahr. Springer VS 2004. Die Mitgliederversammlung war geprägt von zahlreichen Debatten. Am Samstagmorgen sprachen noch Katarina Barley (BMFSFJ) und die ausscheidende Elke Ferner ihre Grußworte. Damit starteten die Diskussionen um verschiedene Themen und Sachanträge. Die Schwerpunktthemen stehen, ebenfalls sind zwei Fachausschüsse installiert worden. Das Thema der Geschlechtervielfalt in unserer Gesellschaft und das Thema Sorgearbeit werden außerhalb der Ausschüsse bearbeitet. Dann hieß es: Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!