Soli-Euro 2019 gut angelegt

Reiseberichte aus Russland

Der Soli-Euro 2019 der Evangelischen Frauen in Württemberg ging an ein Projekt der evangelischen Kirche in Russland. Einige Reisen und Besuche gingen von Projektpartnern und Vertretern der Evangelischen Landeskirche nach Togliatti. Reisebericht von Brigitte Rachel
Anfang September hatte ich Gelegenheit, in Togliatti/Russland die Arbeit des KIT-Projektes und seiner Arbeit mit behinderten Menschen und ihren Angehörigen, insbesondere Müttern, kennen zu lernen. Es war sehr schön zu sehen, was da an Aufbauarbeit schon gelungen ist. Das Haus ist freundlich und praktisch gestaltet und gut geeignet für vielerlei Aktivitäten mit behinderten Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern. Werkräume stehen zur Verfügung, die gut genutzt werden. Es war eine große Freude zu sehen, wie gut die Angebote angenommen werden. Man ist gern dort zu Gast: drinnen und im Außenbereich.
Erstaunlich, ja irritierend ist es, dass die Kinder der angrenzenden Wohnhäuser die Gelegenheit zur Begegnung und zur Mitnutzung der Spielmöglichkeiten in der Einrichtung nicht annehmen. Die Eltern haben bei der Begegnung mit behinderten Menschen Angst vor Ansteckung – das ist im 21. Jahrhundert schon erschütternd und macht traurig!
Der EFW-Solidaritätseuro 2019 unterstützt also eine sehr gute und wichtige Arbeit, die ohne unsere und Ihre Spenden nicht getan werden könnte. Dies soll eine Ermutigung sein, die Arbeit weiter zu unterstützen. Die Dankbarkeit für die große EFW-Hilfe war spürbar.
Text: Brigitte Rachel, Evang. Berufstätigenwerk e. V./EFW-Fachausschuss Kirche und Gesellschaft (EBW)

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Auch Vertreter der Diakonie reisten nach Russland und besuchten das Projekt:

Großer Wissensdurst nach deutscher Praxis
Mitarbeiter der Bruderhaus Diakonie zu Gast in Samara, Russland

Gut vorbereitet machten sich Christian Freisem, Regionalleiter Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie der BruderhausDiakonie Reutlingen, und Elke Schwarz, Teamleitung bei der BruderhausDiakonie, im November für einige Tage auf den Weg nach Russland. Begleitet wurden sie von Pétur Thorsteinsson, Geschäftsführer des Programmes „Hoffnung für Osteuropa“ im Diakonischen Werk Württemberg.

Die Delegation folgte damit einer Einladung der Ev. Gemeinde in Samara. Die Millionenstadt an der Wolga, etwa 1.000 km südöstlich von Moskau, ist seit Jahren Partnerstadt von Stuttgart. Die Ev. Gemeinde in Samara unter der Leitung der engagierten Pröbstin für das Samara-Gebiet Frau Dr. Olga Temirbulatova, die weiterhin noch Präsidentin der dortigen Synode ist,  unterhält intensive Verbindungen zur Kirche in Württemberg sowie zum Diakonischen Werk. Ziel des mehrtägigen Besuches war es, den Partnern in Russland einen Einblick in die praktische Arbeit der Behindertenhilfe, insbesondere in die Arbeit mit Menschen mit Autismus, der BruderhausDiakonie zu geben. Gleichzeitig folgte man einer Einladung, die beim Besuch einer russischen Delegation im Sommer letzten Jahres in Reutlingen ausgesprochen wurde.

Die ev. Kirche in Russland repräsentiert zwar nur eine Minderheit der Gläubigen, ist jedoch mit großem Engagement dabei, vielfältige Hilfsangebote aufzubauen. Das Spektrum reicht von der Obdachlosenhilfe, über Ferienheime für Kinder mit Behinderung bis hin zu Beratungs– und Hilfsangeboten für Eltern mit beeinträchtigten Kindern. Der Aufbau von Unterstützungszentren ist in Planung.

Durch den Besuch der Gäste aus Deutschland wollte man mehr darüber erfahren, wie man die praktische Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung gut gestalten kann. Großes Interesse galt der Arbeit mit Personen aus dem Autismusspektrum. In mehreren Sequenzen und Rollenspielen wurden Angehörige und Fachkräfte mit praktischen Handlungsstrategien vertraut gemacht. Auch Studenten der Universität Samara, Studiengang Sozialpädagogik, konnten vom Know-How der deutschen Gäste profitieren: In einem zweitägigen Seminar erhielten die Zweitsemester Informationen zu den Themen Sozialsystem, Geistige Behinderung und psychische Erkrankung.

Ein Treffen mit ranghohen Vertretern der regionalen orthodoxen Kirche sowie mit dem gebietsverantwortlichen Sozialminister rundeten den Besuch ab.

„Besonders hat mich die Gastfreundschaft beeindruckt“, so Christian Freisem. Und weiter fügt er hinzu: „Alle hier sind mit ganz viel Herzblut und großem Engagement dabei. Wir sind sehr stolz, dass wir zum Wissenstransfer beitragen können.“

Der begonnene Dialog soll fortgesetzt werden – Ansatzpunkte hierzu gibt es viele. Möglicherweise kommt eine fachliche Delegation im Jahr 2020 für ein längeres Praktikum nach Reutlingen. Auch wurden Gespräche über mögliche Freiwilligendienste in der Bruderhausdiakonie begonnen.
Text: BruderhausDiakonie