Frauenarbeit auf EKD-Ebene von radikalen Kürzungen bedroht

Ein Beitrag von Dina Maria Dierssen, Geschäftsführerin EFW

Mittelkürzungen um 75 Prozent angekündigt

Im Spätsommer letzten Jahres erhielt das „Evangelische Zentrum Frauen und Männer“ der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) die Mitteilung, dass die Mittel in den nächsten zehn Jahren um bis zu 75 Prozent gekürzt werden sollten. Damit würde die geschlechtsspezifische Zielgruppenarbeit zu den Arbeitsfeldern gehören, die am radikalsten von möglichen Kürzungen betroffen sind. Dies geschah ohne vorherige Anzeichen, ohne Gespräch und ohne Partizipation. 


Welche Bedeutung hat das „Evangelische Zentrum Frauen und Männer“ für unsere Arbeit bei EFW? 

Im „Evangelische Zentrum Frauen und Männer“ wird die gemeinsame Arbeit zweier großer kirchlicher Dachverbände, der Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD) und der Männerarbeit der EKD, organisiert. Auf Anregung der EKD haben die Geschäftsstellen beider Verbände 2016 das Zentrum als gGmbH und gemeinsame Einrichtung in Hannover geschaffen. Dort wird sowohl jeweils geschlechtsspezifisch, als auch im sogenannten Dialograum an gemeinsamen Themen gearbeitet. Allein dem Dachverband der Frauenarbeit gehören heute 40 Mitgliedsverbände an. Er vertritt rund drei Millionen Christinnen und die Interessen der landeskirchlichen Frauenarbeiten und Bundesverbände unserer Mitgliedssorganisationen. Das Zentrum stellt sicher, dass die evangelischen Frauen zum Beispiel im Deutschen Frauenrat oder im nationalen Weltgebetstagskommitee vertreten sind und dort kontinuierlich mitarbeiten können. Es erarbeitet jährlich die Arbeitshilfe zum Frauengottesdienst, „leich&SINN“ als Arbeitshilfe für die Frauenarbeit, die Weihnachtsgabe und Karten zur Jahreslosung. Es bietet ehrenamtlich Leitenden auf Landesebene Vernetzung, Fortbildung und Netzwerke für Leitende in landeskirchlichen Frauenarbeiten oder Netzwerke für Mitarbeiterinnen in der gemeindebezogenen Frauenarbeit.
Es ist schon interessant, dass diese Themen bei der derzeitigen Debatte kaum in Erscheinung treten. Dabei sind genau diese Aufgaben für uns wichtig, bis in die Gemeinden hinein. Bisher stand die Finanzierung der Dachverbandsarbeit für die kirchliche Frauen- und Männerarbeit nicht zur Disposition. Jetzt schon. 75 Prozent wären keine Kürzung, sondern eine Lähmung der Arbeit, ohne dass bisher ergänzende Strukturen geschaffen oder im Diskurs wären. Insgesamt sind 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Zentrum beschäftigt mit einem Stellenumfang von gut 11 Vollzeitstellen.  


Stellungnahme von EFW

Als EFW haben wir uns zur ersten Kürzungsdebatte mit einer Stellungnahme an die württembergischen EKD-Synodalen verhalten. Mit folgenden Kerninhalten:
  • Zum Selbstverständnis evangelischer Kirche gehört es, mehr als Amtskirche zu sein und kritischem, lebendigem und unabhängigem Denken und Glauben und deshalb der Selbstorganisation von Ehrenamtlichen Raum und Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Es bleibt offen, welche Rahmenkonzeption dieser Kürzungsplanung als Perspektive zugrunde liegt?

  • Augenhöhe von Haupt- und Ehrenamt ist ein evangelisches Grundverständnis. Aus diesem heraus stehen der Werksstruktur kirchliche Ressourcen zur Verfügung. Der zurückliegende Prozess zeigt, dass es Tendenzen der EKD gibt, die Augenhöhe zu verlassen und die kreativen Potentiale nicht zu nutzen. Folgende Fragen entstehen daraus: Welche Strategien, Ziele und Umsetzungsplanung liegen den jetzigen Kürzungsvorschlägen zugrunde? Welche konzeptionellen Kriterien und welche Beteiligungsformen gibt es?
Ehrenamtliche Frauen und ihre Werke und Verbände repräsentieren den maßgeblich aktiven Teil des kirchlichen Lebens. Aus ihren Reihen wurde zum Beispiel die Familienbildungsarbeit oder die Ehe- und Lebensberatung entwickelt. Überall gibt es heute Hauptamt. Für die Frauenarbeit an der Basis in der Regel nicht. Es fehlt an Bewusstsein für die Bedeutung des Arbeitsfeldes für die Gesamtkirche und an der Anerkennung. Es stimmt eben nicht mehr, dass Frauenarbeit schon immer irgendwie funktioniert. Es gilt also wach zu bleiben, in welchem Geist und auf der Basis welchen Miteinanders anstehende Veränderungsprozesse seitens der Kirchen auf den Weg gebracht werden und welche Auswirkungen sie auf die verschiedenen Arbeitszweige haben werden. 

Herzliche Einladung zum Austausch für die Frauenarbeit in Württemberg
Wir wollen im EFW-Forum am 26.06.2021 gemeinsam auf die Zukunftsfähigkeit der evangelischen Frauenarbeit in Württemberg blicken. Dazu sind Sie herzlich eingeladen.

Dina Maria Dierssen, Geschäftsführerin bei EFW
Die aktuellen Debattenbeiträge aus der evangelischen Presse finden Sie hier. Frauenarbeit ist verzichtbar (evangelisch.de) www.evangelisch.de/inhalte/185296/23-04-2021/theologieprofessorin-wendebourg-ekd-frauenarbeit-ist-verzichtbar Frauenarbeit vor dem Umbruch (evangelisch.de) www.evangelisch.de/inhalte/185150/21-04-2021/frauenarbeit-der-evangelischen-kirche-vor-dem-umbruch