Frauenpolitik "UND GEDOENS"?!

Festliches Frauenmahl zum hundertjährigen Jubiläum der Evangelischen Frauen in Württemberg in der Prälatur Heilbronn

Anlässlich ihres hundertsten Geburtstags feierten die Evangelischen Frauen in Württemberg am 13. September ein festliches Frauenmahl in der Prälatur Heilbronn.

Die Veranstaltung war gut besucht: inklusive der Mitwirkenden kamen rund 180 Frauen in den Heilbronner Stadtteil Wohlgelegen, um miteinander zu essen, zu feiern und zu diskutieren.

Karin Uhlmann, Wirtschafts- und Sozialpfarrerin in der Prälatur Heilbronn und Sprecherin des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt, betonte in ihrer Begrüßung die Bedeutung des aktuellen Kalenderjahres für die Frauenbewegung in der ganzen Republik: im Jahr 2019 dürfen sowohl das allgemeine Frauenwahlrecht als auch die Evangelischen Frauen in Württemberg ihren hundertsten Geburtstag feiern. Sie erinnerte darüber hinaus an die Atmosphäre der „Gastlichkeit im Hause Luther“, die auch für die Frauenmahle prägend sei.

Dina Maria Dierssen, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen in Württemberg, bezog sich in ihren Begrüßungsworten auf den Titel des Prälatur-Frauenmahls: das Wort „Gedöns“ bedeute im ursprünglichen Wortsinne etwas „unnötig groß Gemachtes“ – so sei es auch den Frauen mit ihren Belangen über viele Jahrhunderte ergangen. Sie betonte ferner die Instrumentalisierung von Frau-en durch Wirtschaft und Industrie, beispielsweise als billige Arbeitskräfte oder Konsumentinnen von Kleidung und Kosmetik-Produkten.

Prälatin Gabriele Wulz überbrachte die Glückwünsche der Landeskirche und sprach sich in ihrem Impulsvortrag für eine Frauenquote in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aus: „Frauen sollten die Quote nicht aus falscher Scham ablehnen“. Sie kritisierte außerdem eine Welt, in der Mütterlichkeit nicht verziehen werde und forderte ein Ende von „Überforderung und Selbsthass“.

Heike Schokatz, Bürgermeisterin von Gundelsheim, resümierte in ihrer Tischrede die Erfahrungen aus 30 Jahren Kommunalpolitik. In Sachen Gleichberechtigung sei einiges geschehen, dennoch gleiche das Thema einer „unendlichen Geschichte“. Sie forderte Frauen auf, vor allem Frauen zu wählen und sich in der Kommunalpolitik einzubringen. Sie selbst sei keine Freundin einer Frauen-quote in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und habe in der Vergangenheit durch ihr fachliches und persönliches Engagement überzeugen können.

Beate Bindereif-Mergel, Geschäftsführerin im Haus der Familie Heilbronn gGmbH, erinnerte in ihrem Vortrag an die Meilensteine in der Geschichte der Emanzipation, stellte aber auch fest, dass es „weiterhin viel zu tun gebe“. Herausragende weibliche Personen des öffentlichen Lebens alleine machten noch keine echte Gleichberechtigung aus. Sie kritisierte vor allem die nach wie vor geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen. Sie selbst sei mitnichten nur die „Frau an der Seite ihres Mannes“ [des Heilbronner Bürgermeisters Harry Mergel, Anmerkung Redaktion], ihr Partner sei ebenso der „Mann an ihrer Seite“.

Alexandra Winter, City- und Erwachsenenbildungspfarrerin in Heilbronn, bedankte sich in ihrem Schlusswort bei allen Mitwirkenden und lud die Anwesenden zu den vielfältigen Veranstaltungen der Landeskirche und Erwachsenenbildung in Heilbronn ein. Sie freue sich über das mittlerweile dritte Frauenmahl in der Prälatur Heilbronn, das viele Denkanstöße geboten habe. Ihre „Worte auf den Weg“ bildeten den runden Abschluss einer gelungenen Veranstaltung.

Musikalisch umrahmt wurden die Redebeiträge vom Ensemble „Die Fagöttinnen.“

EFW, 14.09.2019
Fotos: Uta Rometsch