Jährliches „Familientreffen“ der WGT-Mitarbeiterinnen

WGT-Werkstatt zu Simbabwe „Steh auf und geh!“ 2019


Voller Spannung und Vorfreude auf das jährliche „Familientreffen“ der WGT-Mitarbeiterinnen fanden sich am Freitag, den 18. 10. 2019 über 40 Frauen im Kloster Untermarchtal ein. Viele bekannte Gesichter, einige neue – alle hochmotiviert, viel zu erfahren über Simbabwe und den Bibeltext „Steh auf (nimm deine Matte) und geh!“ Mit großem Bedauern wurde zur Kenntnis genommen, dass in diesem Jahr Lore Raudonat nich teilnehmen konnte, an ihrer Stelle begrüßte Petra Theodoridis die Teilnehmerinnen.

Bald schallte es aus allen Ecken „Kwaziwai“ oder „Salibonani“ („Willkommen“ auf Shona oder Ndebele, den beiden Hauptlandessprachen Simbabwes). Briefumschläge in verschiedenen Farben wurden verteilt, liebevoll verziert mit afrikanischen Motiven. Gleichfarbige Umschläge bedeuteten, sich in einer Gruppe zusammenzufinden und sich nicht nur gegenseitig kennen zu lernen, sondern auch gemeinsam die „Briefe aus Simbabwe“ zu lesen, die voller interessanter Informationen über das Land waren. Diese Inhalte wurden später in der großen Runde ausgetauscht, so dass sich schon ein reichhaltiges Bild des Landes ergab. Ergänzt wurde dieses im Anschluss durch die Bilder von Karin Schmauder,
die wie immer mit einem wachen Blick für die Besonderheiten durchs Land gereist war. Die Frauen, die in Simbabwe gewesen waren, hatten auch reichhaltiges Anschauungsmaterial zur Kultur des Landes mitgebracht.

Den Abend leiteten zunächst „Körperübungen“ ein, die natürlich in Beziehung standen zum Bibeltext: Wie ist es einem Menschen zumute, der sein Leben lang auf eine Matte gefesselt war? Wie fühlen wir uns, wenn wir liegen, uns langsam aufrichten und dann auch wieder aufrecht stehen und davongehen können? Welche Perspektiven hat die jeweilige Körperhaltung? Das Schicksal  einer jungen Frau, die behindert geboren wurde und eigentlich als Säugling schon zum Sterben verurteilt war („füttert sie einfach nicht, dann wird sie schon sterben“), dann aber mit Hilfe ihrer Großmutter zum Singen kam und heute eine weltbekannte Sängerin ist („Music by Prudence“) zeigte ein kurzer, aber sehr bewegender Film. Der Abendsegen schloss die ersten gemeinsamen Stunden ab.

Der Samstagvormittag gehörte ganz  der Beschäftigung mit dem Bibeltext Johannes 5, 2-9a. Es ist die Geschichte des Gelähmten, der 38 Jahre lang am Teich Bethesda  liegt und darauf wartet, dass ihn jemand zum heilenden Wasser bringt. Die Heilung bringt erst Jesus, der ihm die provozierende Frage stellt „Willst du gesund werden?“ Brigitte Weber stellte das Schicksal dieses Mannes in einer eindrucksvollen Spielszene vor Augen. Ergänzende Erläuterungen steuerte Bärbel Haug bei.

Besonders interessant war es, die Sichtweise der Frauen aus Simbabwe kennen zu lernen: Kudzai Biri,  zur Zeit Gastprofessorin an der Katholischen Fakultät der Universität  Bamberg, erzählte nicht nur aus ihrem Leben, sondern auch, was die Aufforderung „Steh auf und geh!“ ganz konkret für die Frauen in Simbabwe  angesichts der momentanen politischen Situation bedeutet. Anita Lichti bewährte sich als Übersetzerin. Kudzai Biri hat auch mitgearbeitet an dem Heft zum Bibeltext, das Ulrike Bechmann jedes Jahr herausbringt.

Am Nachmittag  wurden zunächst  Projekte und eine Unterschriftenaktion zum Schuldenerlass für Simbabwe vorgestellt, dann die Musik und die Lieder der Gottesdienstordnung im Plenum besprochen und anschließend arbeiteten die verschiedenen Neigungsgruppen zusammen an der Gestaltung des Gottesdienstes.

Auch die Küchenfeen des Klosters Untermarchtal ließen es sich nicht nehmen, uns mit einem afrikanischen  Abendessen zu verwöhnen. Wie seit Jahren hatte auch Hannelore Jessen wieder keine Mühe gescheut, einen fantasievollen Tischschmuck zu zaubern. Auch der Saal war zum Fest reich geschmückt und die Vorfreude auf den doppelten Festabend war riesig. Zunächst stand ein afrikanisches Fest auf dem Programm – das Team um Birgit Bauer, Marliese Walz und Rahel Rau sprühte vor Ideen. Der zweite Teil des Abends war einem Jubiläum gewidmet: 70 Jahre WGT nach dem Ende des Krieges. An einer Pinnwand wurden nach Erdteilen sortiert alle Postkartenmotive gesammelt, die noch vorhanden waren – immerhin seit 1980 durchgehend. Es war faszinierend, wie gegenwärtig manche Motive und die Zuordnung zu den Ländern noch waren; an anderen musste ein bisschen länger gerätselt werden, aber zum Schluss war ein buntes WGT-Mosaik fertig. Eine Hitparade bildete das Gegenstück, ein musikalisches Mosaik aus vielen Liedern der vergangenen 40 Jahre. 20 Lieder wurden per Abstimmung ausgewählt und dann auch gesungen. Der absolute HIT war „Demos Gracias al señor“, ein Ohrwurm, der immer wieder einmal in den südamerikanischen Gottesdiensten auftauchte und vielleicht deswegen so präsent war. Schön war zu erleben, wie sehr die langjährige gemeinsame Arbeit am WGT alle verband – es war tatsächlich ein großes „Familienfest“ (bei dem sich aber auch alle, die neu teilnahmen, aufgenommen und wohl fühlten). Das Märchen von der Katze, die sich dem herrlichsten Geschöpf des Dschungels anschließen möchte und schließlich bei der FRAU landet, rundete den Festabend leise und besinnlich ab. 

Zum Gottesdienst am Sonntagmorgen waren Frauen des Katholischen Frauenbundes eingeladen worden, da sich die Teilnahme katholischer Frauen am WGT zum 50. Mal jährte. Einige Untermarchtaler Schwestern kamen hinzu  und verfolgten interessiert den etwas anderen Gottesdienst.
Er war ein gelungenes Ergebnis der verschiedenen Vorbereitungsgruppen, die viele kreative Ideen  einbrachten. Auch die Musik mit Hedwig Noebels war lebendig und farbig.

Als Gast war Mechthild Driessen gekommen, die Geschäftsführerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Margarete Willburger, die Nationalkoordinatorin des Ökumenischen Forums Christlicher Frauen in Europa für Deutschland, war schon als Teilnehmerin die ganzen Tage dabei gewesen. Sie sprach das Grußwort und erinnerte daran, dass es einige Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil möglich wurde, dass katholische Frauen am WGT teilnahmen (1969) und ab 1971 auch im WGT-Komitee katholische Frauen Mitglieder wurden.

Eine Überraschung hatten Petra Theodoridis und Edeltraut Wiedmann ganz zum Schluss noch zu verkünden: „dem WGT“ wird am 28. März 2020 durch beide Bischöfe der 8. Ökumene-Preis verliehen werden. Als Laudatorin hat sich Prof. Dr. Hildegard Kasper (die Schwester von Kardinal Walter Kasper) selbst angeboten. Diese Nachricht war es wert, dass diese besondere Werkstatt mit einem Glas Sekt gebührend gefeiert und nach einem kurzen Austausch beendet wurde.                             Brigitte Koring

Fotos: Karin Schmauder