Anlässlich des heutigen Europatags betont der Landesfrauenrat Baden-Württemberg (LFR BW) die immense Bedeutung einer feministischen Außenpolitik für die Zukunft Europas. Dieser außenpolitische Ansatz, der 2014 von der damaligen schwedischen Außenministerin Margot Wallström geprägt wurde, rückt feministische Perspektiven in den Mittelpunkt internationaler Beziehungen. Mit der sogenannten 3R-Formel – Rechte, Repräsentation und Ressourcen – wurde ein neuer Maßstab gesetzt, der mittlerweile auch die Politik Deutschlands und anderer europäischer Staaten beeinflusst.
Feministische Außenpolitik hat das Ziel, weltweit die Rechte von Mädchen und Frauen zu stärken, ihre gleichberechtigte Repräsentanz in außenpolitischen Entscheidungsprozessen zu sichern und den Zugang zu Ressourcen gerechter zu gestalten. Auch wenn der Begriff relativ jung ist, reicht die Geschichte feministischer Außenpolitik weit zurück: Bereits 1915 setzten sich auf dem Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag über 1.000 Frauen aus Europa und Nordamerika für Frieden, Abrüstung und die politische Teilhabe von Frauen ein – Forderungen, die in der Gründungscharta der Vereinten Nationen und in zahlreichen internationalen Abkommen fortleben.
Feministische Außenpolitik ist eng verknüpft mit Friedensförderung, internationaler Zusammenarbeit und nachhaltiger Entwicklung. Diese Prinzipien spiegeln sich auch in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, in der Pekinger Aktionsplattform sowie in der Gleichstellungsstrategie der EU-Kommission wider. Resolutionen wie die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 zu „Frauen, Frieden und Sicherheit“ unterstreichen zusätzlich die globale Relevanz feministischer Perspektiven.
Dennoch bestehen weiterhin gravierende Ungleichheiten in Europa: Frauen verdienen im EU-Durchschnitt noch immer 12,7 % weniger als Männer, und nur etwa 35 % der Führungskräfte sind weiblich. In keinem EU-Mitgliedstaat erreicht der Anteil weiblicher Führungskräfte die 50 %-Marke – auch in Deutschland besteht hier deutlicher Handlungsbedarf.
„Feministische Außenpolitik ist kein Nischenthema, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil einer wertebasierten, zukunftsorientierten europäischen Politik“, betont die Erste Vorsitzende des LFR BW Ute Mackenstedt. „Gerade in Zeiten globaler Krisen braucht es außenpolitische Strategien, die Geschlechtergerechtigkeit, Frieden und Teilhabe gleichermaßen in den Fokus rücken.“
Der LFR BW setzt sich für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen ein – auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.
Eine starke feministische Außenpolitik ist ein zentraler Hebel, um diese Ziele auch international wirksam zu vertreten.