Fachtag „Gender Trouble und bedrohte Vielfalt“

Am 25.03.2017 fand der Fachtag zum Thema Rechtspopulismus und Frauenbilder in Stuttgart statt. Die über 50 Frauen konnten zahlreiche Impulse, Argumentationshilfen und Informationen mitnehmen.
Die Frauen kamen für den Fachtag von weit her. Das galt insbesondere für die Referentinnen, die auch aus Berlin und München anreisten. Den Start gestaltete Juliane Lang, Erziehungswissenschaftlerin aus Berlin. Sie ging ausführlich auf den Populismus der AfD ein. So stellte sie leicht nachvollziehbar fest, dass Frauen in der AfD die Aufgabe haben, nach außen zu präsentieren, sich selbst mit ihren Anliegen aber nicht im Parteiprogramm wieder finden. Die AfD ist keine Partei für oder gar von Frauen: der neu gewählte Parteivorstand der AfD in Württemberg besteht aus 10 Männern! Warum aber kommt sie dennoch auch bei Frauen an?
Das liege an der Themen und der damit zusammenhängenden Emotionalisierung. Für die AfD geht es nicht um die Auseinandersetzung mit der tatsächlichen feministischen Bewegung oder um eine sachliche Genderdebatte. Ihr geht es darum, in gesellschaftlich relevanten Diskursen gehört und gesehen zu werden. Dafür instrumentalisieren sie auch Kinder, die vor „Frühsexualisierung“ und „Schwul-Machung“ geschützt werden müssten.
In den anschließenden Workshops erläuterte in einem Frau Schulz die Ergebnisse ihrer Studie zum Thema „Hassmails“, im anderen Workshop ging es um die Befähigung, gegen Alltagssexismus und –rassismus zu argumentieren. Dazu müssen wir diese alltäglichen Vorfälle zunächst als sexistisch oder rassistisch erkennen. Einfach ist das in der Werbung, die Idealbilder malt und Lebensgefühle erzeugt. Hier werden gesellschaftliche Rollenbilder weitergegeben und verfestigt: die Schokomüllermilch mit einer leichtbegleiteten schwarzen Frau schafft es, gleichzeitig sexistisch und rassistisch zu sein. Begegnen können wir dem, indem wir selbst anfangen, genau hinzuschauen und Sexismus und Rassismus zu erkennen. Dann hilft das Sprechen darüber. Wir sollten uns untereinander verbünden und solidarisch sein, dazu müssen wir auch die gesellschaftliche Debatte vorantreiben. Im Alltag sollten wir Sexismus immer aktiv begegnen. Ignorieren oder Mitlachen hilft nicht, eine Antwort, die auch schlagfertig und humorvoll sein kann, aber nicht muss, erhöht dagegen die Aufmerksamkeit für das Phänomen.
Im Nachmittagsvortrag von Imke Schmincke standen die besorgten Eltern und die Demo für alle im Mittelpunkt. Hier werden die Menschen über Themen wie Gender, sexuelle Identität, Vielfalt und Sexualaufklärung mobilisiert. Außerdem wird in diesem Zusammenhang die Figur des Kindes politisch instrumentalisiert. Bestes Beispiel dafür ist der Film der „Jungen Freiheit“, eine völkisch argumentierende Gruppe, die sich gern als „Stimme der Bewegung“ sieht und im Film einfach biologisches und soziales Geschlecht zusammenwirft und über Tierbilder mit den Emotionen der Zuschauer spielt: <link https: www.youtube.com>www.youtube.com/watch. Die Strategien für die Mobilisierung reichen von der Verbreitung von Falschmeldungen über Skandalisierung bis zur Emotionalisierung. Es wird gerne der Appel „zum Wohl des Kindes“ angebracht. Diese affektive Projektion verstärkt die Gefühlsbetonung der Diskussionen. Ängste werden ausgenutzt und mit dem Zusammenschluss verschiedener Themen erreichen die Veranstaltenden eine Vielzahl Menschen. So entsteht eine sehr heterogene Gruppe mit ganz unterschiedlichen politischen Hintergründen. Deshalb laufen zum Teil Menschen aus der Mitte der Gesellschaft gemeinsam mit rechtsextremen und gewaltbereiten Neonazis auf Demos auf.
Im Workshop zu den Familienbildern stellte Beatrice Olgun-Lichtenberger aus der Abteilung für individuelle Chancengleichheit einen Teil ihrer Arbeit vor. Insbesondere Regenbogenfamilien untersucht und fördert sie. Wichtig ist, dass alltägliche Diskriminierungen abgebaut werden. Vorurteile können nur in der persönlichen Begegnung abgebaut werden – da aber sehr effektiv. Ein guter Film dazu: <link https: www.youtube.com>www.youtube.com/watch.
Am Ende des Tages ist eins klar: wir dürfen uns wichtige Themen nicht negativ und verfälschend von der rechtspopulistischen Bewegung besetzen lassen. Stattdessen müssen wir wieder eigene Akzente und Gegendarstellungen setzen. Ein Tag, der zum Handeln aufruft und motiviert!