Stimmungsvolle Begegnung der großen Basisbewegungen

WGT trifft Internationalen Frauentag mit lebhaften und klaren Tönen

Taiwan hieß das diesjährige Weltgebetstagsland und war ein wundervolles Land für Begegnung der größten säkularen und größten ökumenischen Frauenbasisbewegung.

Demokratie bewegt, so der Titel der Veranstaltung und nach einem Auftakt nach Maß mit hervorragender Musik des Fioretti-Quartetts und Grußworten der Stadt Stuttgart und des WGT/der EFW gab uns die Referentin Petra Müller einen Einblick, wie stark Demokratie bewegen kann.

Die Geschichte Taiwans zeigt, dass historische Umwälzungen eines Systems und der Wandel in eine funktionierende und stabile Demokratie mitunter sehr schnell gehen können. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich Taiwans junge Demokratie zur Musterschülerin der Gleichberechtigung und zur Vorreiterin in Sachen Digitalisierung und Nutzung derselben zur Stabilisierung uns Sicherung der Demokratie entwickelt.

Während des Podiums mit Petra Müller und Shyh-Giun Hofmann realisierten viele das erste Mal, wie stark sich Rollen aufgrund von Traditionen ausbilden: während es in Taiwan lange normal war, dass Verantwortung für die Eltern der oder die Erstgeborene trägt und damit die Pflege und Betreuung leisten muss, was bis heute bedeutet, dass die Verantwortung nicht ungleich zwischen Männern und Frauen geteilt wird wie in Deutschland, sondern eher ungleich zwischen den Geschwistern.

Aber auch Taiwan kommt aus der Tradition männlicher Vorherrschaft und auch wenn Feminismus in allen Teilen des Alltags seinen Platz gefunden hat, gibt es dennoch tradierte Hemmnisse für Gleichstellung. Dennoch ist Taiwan Vorbild für Emanzipation und gelingende Digitalisierung für uns hier in Deutschland.

Besonders sticht die Digitalministerin Audrey Tang hervor, die essentiell für die Nutzung digitaler Medien im Sinne der Demokratie und im Sinne der Gleichberechtigung ist. Gleichwohl sind Petra Müller und Shyh-Giun Hofmann überzeugt, dass auch im Falle einer Neubildung der Regierung ohne Audrey Tang die taiwanische Demokratie stabil und widerstandfähig bleiben wird.

Die letzte große Frage im Raum betraf die Äußerungen, die sich derzeit häufen – von Seiten Chinas selbst, von Seiten der USA: Taiwan steht eine militärische Übernahme durch China bevor. Diesem Schreckgespenst stehen beide Referentinnen mit großer Zuversicht gegenüber, hat doch China derzeit zahlreiche andere Probleme zu lösen, bietet Taiwan keinen Anlass für eine derartige Invasion, hat Taiwan doch auch mächtige „Verbündete“ und steht diese Bedrohung nun doch schon lange Jahre am Horizont.

Wir freuen uns, dass Taiwan als Weltgebetstagsland aufmerksam auf die Möglichkeiten und nicht nur die Gefahren der Digitalisierung macht und uns Frauen zum 8. März viel Mut zum Kampf für unsere Rechte machen kann.

In den Abschluss des Abends leitete das professionelle Quartett mit tänzerischer und stimmungsvoller Musik ein. Es war ein spannender Abend zum Genießen und neue Anstöße mitnehmen.