Sommer-Andacht

So kommt doch alle zu mir, die ihr euch abmüht und belastet seid: Ich will euch ausruhen lassen. [Mt 11,28/BigS]

Mit Gott einen Kaffee trinken

„Ich will euch ausruhen lassen.“

Komisch. Bei diesem Vers sehe ich vor meinem inneren Auge immer Jesus mit einer Frau, an einem Brunnen. Ich sehe eine Szene, in der sich beide am Ende ausgelassen voll Wasser spritzen. Ausgelassen. Lebendig.

Heute wäre es ein Café. An einem schönen Platz. Vielleicht tatsächlich mit einem Brunnen. Plantschen wäre schon nett. Und eine Einladung zum Kaffee. Oder eine Schokolade. Oder Limo. Oder Wasser. Ach, warum kein Aperol Spritz?

Was auch immer: eine herzliche Einladung zu einem Moment zu zweit.

Wie das wohl wäre? Mit dem Leben selbst, mit dem Inbegriff der Liebe an einem Tisch zu sitzen. In direkter Nähe zur tiefsten Erfüllung: welch unglaublich wohltuende Vorstellung

Eingeladen sind alle, die mit ihren täglichen Aufgaben an Grenzen geraten; alle, die durch ihre Aufgaben ermüdet sind; diejenigen, die ihnen nicht entfliehen können, die nur noch funktionieren und die, die sich Mühe geben und trotzdem überfordert sind; diejenigen, die ihre Arbeit quält und die ihr trotzdem nicht entfliehen können.

Mit den eigenen privaten oder beruflichen Aufgaben an Grenzen zu kommen, ist eine alltägliche Erfahrung. Es gibt sie selbst dort, wo mir mein Beruf Spaß und Freude macht oder ich mich um Menschen kümmere, die mir sehr nahestehen. Etwas gerne zu tun schützt nicht unbedingt vor der Erfahrung, dass es ein Zuviel geben kann.

Umso wichtiger ist es zu wissen, dass es diese besondere Einladung gibt. Sie ist schon deshalb besonders, weil sie mit der Erlaubnis beginnt, sich als bedürftig wahrzunehmen. Sich einzugestehen, dass ich am Ende meiner Kraft oder in der Ratlosigkeit angekommen bin. Dass ich beginne, hart zu werden gegen mich und andere, oder gleichgültig Anliegen oder Menschen gegenüber. Mir zu erlauben, dass es den Moment gibt sagen zu dürfen: Ich bin dran!

Was für ein Gott, der uns einlädt, zu ihm zu kommen. Was für ein Gott, der weiß, dass ich erst Kraft schöpfen muss, bevor wir miteinander über die nächste Mauer springen können.
Luther übersetzt dies mit dem alten Wort „Ich will euch erquicken.“ Dieses alte Wort heißt nichts anderes als „ich will euch lebendig machen.“

Diesen Kaffee will ich trinken. Irgendwann, irgendwo in diesem Sommer. Diese Einladung will ich annehmen: Mich an den Tisch neben Gott setzen, zur Ruhe kommen und erleben, wie das Leben neu in mich hineinfließt. Und dann?
Dann können wir wieder ausgelassen planschen.

Ihnen allen wünschen wir eine gesegnete Urlaubszeit!

Lieder 

Zum Singen
Kommt, atmet auf, ihr sollt leben
Du bist mein Zufluchtsort

Gebet

Unser GOTT,

danke, dass DU da bist, wenn ich an meine Grenze stoße.
dass ich bei dir sein darf, wie ich gerade bin: kraftlos, ratlos, hilflos.
dass ich gerade mit all dem Willkommen bin.

Du bist mein Urlaubsort.
Du deckst den Tisch für mich und erwartest mich.
Du verschenkst Dich selbst.
Du verströmst Leben, nimmst auf Dich meine Schwachheit.

An Deinem Tisch muss ich mich nicht beweisen.
Dort darf ich sein, bis die Leere gefüllt ist.
Bis die Kraft zum Leben und der Spaß an der Lebendigkeit zurückkehrt.

Amen

Weitere Anregungen zur Weiterarbeit
Nimm Stift und Papier und male deinen Ort der Gottesbegegnung. Was macht ihn aus? Wenn du Lust hast, teile deine Beschreibung auf unserer Facebookseite.

Dina Maria Dierssen,
Diakonin, Geschäftsführerin EFW