„Prüfet alles und behaltet das Gute!“ 1. Brief an die Gemeinde in Thessaloniki 5, 21
Lieben Sie es auch, im Keller oder Arbeitszimmer auszumisten?
Meistens brauche ich ein bisschen Anlauf bis ich es anpacke. Zwischendurch bekomme ich eine kleine Krise, weil es so anstrengend ist und sich lange hinzieht. Denn ich schaue mir wirklich alles nochmal an, bevor ich mich entscheide, ob es weg kann oder bleiben darf. Manchmal schwelge ich auch ein bisschen in Erinnerungen, bevor ich mich von etwas trennen kann. Doch am Ende fühlt es sich immer richtig gut an, wenn die Papier- und Abfalltonne gefüllt und meine Schubladen und Regale wieder ordentlich sind und Platz ist für Neues.
Nicht nur unsere Schränke und Keller brauchen das. Manchmal ist es auch gut, sich von nicht-materiellen Dingen zu trennen, die mehr Last als Lust geworden sind, oder die mir auf Dauer sogar schaden.
In unserer Kirche sind wir gerade in einer ähnlichen Situation:
Wir müssen „ausmisten“, weil wir nicht mehr die finanziellen und personellen Ressourcen haben, um Alles zu behalten.
Deshalb sollten wir Alles prüfen – egal, ob das auf landeskirchlicher Ebene ist, wenn es um den Erhalt von Arbeitsbereichen geht oder in den Gemeinden vor Ort: Alles muss auf den Prüfstand. „Des war scho immer so“ zählt da nicht.
Aber was ist das Gute, das wir dann behalten, in das wir investieren?
Darüber müssen wir nachdenken, diskutieren und vielleicht auch mal streiten. Egal, ob es darum geht, etwas Neues anzufangen oder ob wir darüber nachdenken, Altbewährtes zu bewahren. „Alles hat seine Zeit“ sagt der Prediger und recht hat er! Ich denke, Vieles hatte seine Zeit. Es war gut und wichtig und oft auch wunderschön. Manches ist uns ans Herz gewachsen und es tut weh, das loszulassen und zu begraben. Aber wenn wir alles halten und behalten wollen, dann haben wir keine Hand mehr frei für Neues, das Gott uns schenkt.
Die Debatten darüber, was wir zurücklassen sollen, werden in den nächsten Jahren vermutlich mit viel Herzblut und Engagement geführt werden. Doch was könnte die Richtschnur für unsere Entscheidungen werden? Wie finden wir das Gute, das wir behalten?
Ich finde der unmittelbare Kontext der Bibelstelle ist da sehr hilfreich: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen“
Lasst uns das tun, was uns und andere fröhlich macht.
Lasst uns das Beten nicht vergessen.
Lasst uns dankbar sein für das, was war, dankbar für das, was wir haben und für das, was an Neuem wächst.
Zum Nachdenken:
Was möchte ich im neuen Jahr beibehalten an Gewohnheiten, Aktivitäten, Beziehungen?
Und was lasse ich zurück, damit ich Neues empfangen kann?
Halten Sie die Augen offen, für das, was Gott Ihnen schenken möchte.
Machen Sie ganz konkret eine Liste mit Gewohnheiten, Aktivitäten, Beziehungen … und überlegen, was sie beibehalten und pflegen wollen, weil es Ihnen gut tut und was Sie lieber lassen, weil es nicht gut für Sie ist.
Gebet:
Gott, wir sind oft so ratlos.
So Vieles müssen wir entscheiden.
Neues fordert uns heraus und Altes muss sortiert werden.
Es ist so mühevoll, Alles zu prüfen.
Viel bequemer wäre es, einfach beim Altbewährten zu bleiben.
Schenke Du uns Geduld, wenn wir um Entscheidung ringen,
Ausdauer, um Alles gewissenhaft zu prüfen,
einen wachen Verstand, belebt von deiner Geistgegenwart
und ein offenes Herz für Entscheidungen, die zum Guten dienen.
Amen
Lieder:
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Du stellst meine Füße auf weiten Raum (WWDL 29)
Karin Pöhler, Landesfrauenpfarrerin