Andacht zum Erntedank

Gott, Du hilfst Menschen und Tieren.  Aus Ps.36,7 
Motto der diesjährigen, ökumenischen Schöpfungszeit 

Andacht

Was für ein Gebetsruf! Oder gar ein Stoßgebet? Hier stehen Mensch und Tier gleichrangig gemeinsam vor GOTT – Ungewöhnlich, diesen Ruf in unserer Zeit und Kultur zu hören. Wir sind es gewohnt in Hierarchien zu denken. Die Natur in Kategorien und Ressourcen einzuteilen. Doch der Ruf des Betenden öffnet einen Raum für GOTTES Schöpfung als Gesamtheit. Sie ist nicht aufgeteilt, der Mensch steht nicht an der Spitze. Der Mensch steht auch nicht allein vor GOTT, sondern er steht zusammen in Gemeinschaft mit den Tieren, Pflanzen, allen Lebewesen und mit der Erde selbst. 

Das eröffnet mir eine neue Sichtweise und Möglichkeiten meinen und unseren Umgang mit der Erde und allem Lebenden, besonders mit den Tieren, zu überdenken und zu korrigieren. Auch da sind wir, ist der Mensch, nicht allein! Im Psalm heißt es dazu: 

„HERR, deine Güte ist unvorstellbar weit wie der Himmel, und deine Treue reicht so weit, wie die Wolken ziehen. Deine Gerechtigkeit ist unerschütterlich wie die mächtigen Berge, deine Entscheidungen sind unermesslich wie das tiefe Meer. Mensch und Tier erfahren deine Hilfe, HERR! Wie kostbar ist deine Güte, o Gott: Bei dir finden Menschen Schutz und Sicherheit. Aus dem Reichtum deines Hauses schenkst du ihnen mehr als genug, mit Freude und Glück überschüttest du sie.“  (Ps 36,6–9) BasisBilbel 

Was für ein wunderbares Bild!  Ich habe dieses erst kürzlich erleben dürfen: Den unendlich weiten blauen Himmel mit Wolken und Sonne, und in der Nacht mit den leuchtenden Sternen und der Milchstraße. Die mächtigen Berge mit ihren majestätischen Felswänden in den Alpen. Die gigantischen Meere mit ihren Strömen, die den Ausgleich zwischen den Polen der Erde schaffen, damit wir, zusammen mit allen Tieren und Pflanzen leben können. 

Alle und alles steht unter Gottes Schutz. Er rettet Menschen, Tiere und Pflanzen.  Alles steht in seiner Hand. Die Natur, die ganze Schöpfung, so wie GOTT sie und die Welt in ihrer unermesslichen Weite geschaffen hat, ist er treu, gütig, wahrhaftig und gerecht. 

Das Motto stellt mit Vers 7 des Psalms die Tiere in den Mittelpunkt und macht sie zu Mitgeschöpfen. Bei der Erschaffung der Welt haben die Tiere einen besonderen Platz. Auch bei der Rettung vor der großen Flut bekommt Noah den Auftrag von jedem Tier, Gewürm, Insekt je ein Paar mitzunehmen. Die wilden wie die zahmen. In Gottes Maßstäben sind Tiere und Pflanzen keine Ressource, oder wertlose Kreaturen. Sie haben einen Platz in seinem Reich (Jes. 11, 6-9). Sie loben ihn durch ihr Dasein (Ps. 150, 6). Er kennt sie, die Vögel und Lilien auf dem Feld., er sorgt für sie, wie für die Menschen. 

Was heißt das für uns im Umgang mit den Tieren? Wie wir sehen: Gottes Maßstäbe sind andere als unsere. Der Text lädt ein, innezuhalten und neu zu hören. Er lädt uns ein, unser Handeln und unsere Werteskala zu überdenken und Verantwortung zu übernehmen: 

Gott lädt uns ein, die Welt mit seinen Augen zu sehen. Seine Liebe gilt allumfassend. Gottes Heil gilt allen Lebewesen. Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sie aber gleichzeitig zerstört? Was hilft dem Menschen, wenn er sich selbst rettet auf Kosten anderer- wenn Tiere, Pflanzen, oder die Erde darunter leidet? 

„Gott hilft Menschen und Tieren!“ In diesem Ruf liegen eine tiefe Nähe und Vertrautheit zwischen Menschen und Tieren. In ihm spricht die unerschütterliche Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen und der Schöpfung überhaupt. Davon sollte unser Handeln geprägt sein, indem wir allem Leben mit Achtung, Würde, Respekt und dem Bewusstsein begegnen, welche Bedeutung die Mitgeschöpfe, ob Tiere, Pflanzen oder Menschen, für Gottes Schöpfung – unsere Erde - haben. 

Amen. 

Gebet

“Schöpfergott, du hast uns die Erde anvertraut, mit all ihren Lebewesen.  
Wir bitten dich: Lass uns achtsam mit deinen Geschöpfen umgehen und ihnen Schutz und Lebensraum gewähren. Hilf uns, die Würde der Tiere zu achten und für ihr Wohl einzutreten.  
Gott der Weisheit, schenke uns ein neues Bewusstsein für unsere Verantwortung als Hüter und Hüterinnen deiner Schöpfung. Gib uns Weisheit und Mut, um unsere Lebensweise so zu gestalten, dass wir Tiere nicht ausbeuten, sondern in Harmonie mit ihnen leben.  
Gott der Vielfalt, wir begehen Raubbau an deiner Schöpfung und treiben das Aussterben von Tierarten voran. Lass uns achtsam und dankbar mit den Gaben umgehen, die du uns schenkst, damit auch künftige Generationen über deine Schöpfungsvielfalt staunen können und darin gut leben können.” 

Amen. 

Auszug aus dem Fürbittegebet, Gottesdienstheft zum Ökumenischen Tag der Schöpfung 2025, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland 

Lieder

EG 654, 1-5 Du schufst, Herr, unsere Erde gut 
EG 695, 1-4 Die Erde ist des Herrn 
EG 277, 1-5 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist 
EG 509, 1-5 jedes Tierlein ist auf Erden 

Leitfragen zur persönlichen Auseinandersetzung

  • Was bedeuten Tiere für mich?  
  • Welche Perspektive eröffnet mir dazu der Text? 
  • Wie kann ich mein Verhältnis zur Schöpfung Gottes beschreiben? 
  • Habe ich ein anderes Bild? 
  • Wie verändert der Text diese Bild, bzw. mein Verhältnis zu den Mitgeschöpfen? 
  • Was möchte ich ändern? 

Weitere Anregungen zur Weiterarbeit
Ökumenischer Schöpfungstag und Schöpfungszeit (1.09.- 4.10.) 
Christen glauben an den dreieinen Schöpfergott. Mit Sorge sehen sie den Raubbau an der Natur. Deshalb haben sich die europäischen Kirchen in der Charta Oecumenica verpflichtet, „einen ökumenischen Tag des Gebets für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen“. Die ACK in Deutschland hat diese Selbstverpflichtung umgesetzt und einen Ökumenischen Tag der Schöpfung eingeführt und feiert diesen seit 2010 jährlich. Im Mittelpunkt stehen das Lob des Schöpfers, die eigene Umkehr angesichts der Zerstörung der Schöpfung und praktische Hinweise für konkrete Schritte zum Schutz der bedrohten Schöpfung.  (Quelle: Gottesdienstheft zum Ökumenischen Tag der Schöpfung 2025, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland)

Praktisches Beispiel: 
Aktion “DankbarTüten” – Lebensmittel wertschätzen. Dankbarkeit teilen. 

In Deutschland gehen weiterhin enorme Mengen an Lebensmitteln verloren – auch solche, die noch genießbar wären. Ein Teil dieser Verschwendung entsteht bei Veranstaltungen, Buffets und Festen, wenn vorbereitete Speisen nicht vollständig gegessen werden. Mit den Dankbar‑Tüten können Kirchengemeinden unmittelbar handeln: Reste werden nicht entsorgt, sondern dankbar mitgenommen, geteilt und wertgeschätzt. 

Weitere Infos, Material und kostenlose Bestellung hier: Dankbar Tüten

Sylvia Dieter, Evangelische Frauen in Württemberg/Ev. Bildungswerk-FB Frauen, Kirche und Gesellschaft, 2025