Andacht zum Tag der Schöpfung und zur Schöpfungszeit

„Lass jubeln alle Bäume des Waldes“ Ps. 96,12
Motto des Ökumenischen Tag der Schöpfung 2024

Recht haben sie – Recht haben die Bäume!

Was muss das für ein herrliches Singen, Rauschen und Tanzen sein, wenn der ganze Wald in seiner Vielstimmigkeit jubelt. Jeder Baum auf seine Art. – Ich sitze im Wald und lausche der Jubel-Symphonie: Ein sanftes klirren der Fichtennadeln, leises raunen der Baumrinde, das crescendo rauschender Blätter bis sie sich im Chor der Wipfeln im stürmischen Tutti vereinen. Mit den Bäumen jubelt die ganze Schöpfung – es ist gut, es gibt Kraft!
Singen wir mit!
Worüber jubeln sie? – Jubeln alle?

Hören wir ihnen zu, was sie uns zu sagen haben! –
Wenn die Fichtennadeln vertrocknet, klirrend zu Boden fallen …
Wenn die Rinde durch den Borkenkäferfraß sich schmerzend vom Stamm des Baumes schält …
Wenn die Blätter nach gesundem Wasser, Licht und guter Luft schreien für ihre Photosynthese …
Wenn das Tutti der Baumwipfel verstummt, weil der saure Regen sie zum Absterben bringt …

Wir kennen die Bilder von großflächig abgeholzten Wäldern durch Sturm Lothar im Schwarzwald, durch Brände in Spanien oder Australien, durch illegale Rodungen im Regenwald.

Können wir da noch Jubeln?

Da ist der Mensch – der die Seen und Flüsse verschmutzt,
da ist der Mensch – der die Meere überfischt und vermüllt,
da ist der Mensch – der die Luft verpestet,
da ist der Mensch -  der den Boden verseucht.
Bleibt uns, bei diesem Klagelied, der Jubel nicht vielmehr im Hals stecken?

Der Psalm 96 lässt die Bäume jubeln vor GOTT, denn er kommt, um die Erde zu richten. Alle freuen sich darauf und jubeln.

Können wir jubeln, wenn wir die Schöpfung betrachten?

Im gesamten Psalm geht es nicht nur um Fauna und Flora, sondern  auch um alle Völker der Erde. Gemeinsam Tiere, Bäume, Menschen und das Feld sind Teil der Schöpfung Gottes. Wir leben gemeinsam auf diesem wunderbaren Planeten. Doch, wie oft stehen wir ohnmächtig dem gegenüber, was unser Auftrag ist: Diese Erde so zu bewahren, dass die Bäume, das Meer, die Felder und die Völker jubeln vor Freude, wenn Gott kommt, den Erdkreis mit Gerechtigkeit zurichten.

Der Ps meint hier weniger das Gericht, als vielmehr, dass Gott es wieder richten wird. Gott wird das wieder zurechtbringen, was der Mensch verbockt hat. Das entlässt uns Frauen und Männer, Völker und Regierungen nicht aus der Verantwortung, im Gegenteil. In dem Gott die Erde wieder zurechtbringt, unterstützt er uns, unsere Verantwortung für ein schöpfungsgemäßes Leben wahrzunehmen.

„Gott, Du Schöpfer:in des Lebens, befähige uns mit Weisheit und Mut diesem Auftrag gerecht zu werden und zu erfüllen. Schenk uns dazu Deinen Segen.“

Mit diesem Ausblick, kann die Natur, können wir wieder leise einstimmen in den Jubel der Zuversicht.
In den Jubel, der uns ermutigt, die gemachten Fehler zu korrigieren.
In den Jubel, der uns stärkt, zukunftsfähige Wege miteinander zu gehen, der die Schöpfung schützt.

Lass uns hören auf das, was uns die Bäume des Waldes erzählen.

Amen.

Lied zu Beginn: EG 602 Auf, Seele, Gott zu loben
Lied zum Abschluss: EG 659 „Die Erde ist des Herrn“

Lieder
EG 656 „Wir haben Gottes Spuren festgestellt“
EG 662 Kanon Viele kleine Leute
EG 660 „Wie ein Fest nach langer Trauer“
EG 330, 1, 3-6 „O dass ich tausend Zungen hätte“
EG 324ö, 1, 4-8, 12+13 „Ich singe dir mit Herz und Mund“
EG 432, „Gott gab uns Atem, damit wir leben“

Schöpfungsgebet Communauté de Grandchamp
O Gott, Schöpfer des Universums
und von allem, was da lebt und atmet,
von dem Platz, an dem du weilst,
labst du Berge und Wälder.
Die Erde ist voll der Früchte deines Werkes.
Du lässest Gras für die Herden sprießen,
Pflanzen und Obstbäume für die Menschen,
sie zu pflegen und zu ernten für das tägliche Brot.
Du hast uns deine Schöpfung anvertraut.
Wir flehen dich an: Bewahre uns vor der Versuchung,
nach Macht und Herrschaft zu trachten.
Möge dein Geist der Weisheit uns lehren,
wie wir am besten schützen und bewahren,
was du uns anvertraut hast.
Mit Deinem Geist des Lebens hauche die gesamte Schöpfung an.
Wir flehen dich an,
segne alle Mühe und jedes Suchen, jeden Kampf und jeden Schmerz beim Bemühen,
die Harmonie und Schönheit deiner Schöpfung wiederherzustellen.
Erneuere das Angesicht der Erde,
damit jeder Mensch in Frieden und Gerechtigkeit leben kann –
Früchte Deines Geistes der Liebe.
Mit Deinem Geist des Lebens hauche die gesamte Schöpfung an.
Wir flehen dich an, Herr,
segne die Früchte der Erde und unserer Arbeit,
und lehre uns zu teilen aus dem Überfluss unserer Güter.
Schicke Regen auf den trockenen Boden, Sonne und gute Witterung,
wenn die Ernte bedroht ist.
Mit Deinem Geist des Lebens hauche die gesamte Schöpfung an.

Schöpfungsgebet Communauté de Grandchamp (Laudate omnes gentes, 156)
Quelle: Aus „Tag der Schöpfung 2024, Materialien, der ACK in Deutschland, Website: Gebete - Ökumenischer Tag der Schöpfung 2024  - Nur zur gottesdienstlichen und gemeindebezogene Verwendung

Leitfragen zur persönlichen Auseinandersetzung

  • Wie wäre es, wenn Sie sich beim nächsten Spaziergang Zeit nehmen und der Natur oder den Bäumen lauschen? Was höre ich? Was erzählen Sie mir?
  • Zum Motiv/Bild des Ökumenischen Tag der Schöpfung:
    Was sehe ich?
    Was fällt mir sofort auf, oder wo muss ich genauer hinschauen, um zu erkennen was dargestellt ist?
    Was spricht mich an?
    Wie spiegelt es den Ps 96 wieder?
    Welche Botschaft nehme ich daraus mit in den Tag?

Weitere Anregungen zur Weiterarbeit

Sylvia Dieter, Landesreferentin EFW, Kirche und Gesellschaft