Der Wind weht, wo er will (Joh. 3,8)
Er weht übers Land, zieht durch die Ritzen, er pfeift um die Ohren, rauscht über die Gipfel, tost durch die Täler, lässt die Fluten steigen und das Meer zu gigantischen Wellen ansteigen.
Er weht über den ganzen Planeten, rund um die Uhr. Mal hier, mal dort, lässt Samen und Vögel in die Lüfte steigen und scheinbar irgendwo wieder auf die Erde nieder, um dort zu keimen oder für eine gewisse Zeit zu nisten. Ohne Wind, wäre das Leben auf der Erde schwierig. Er ist maßgeblich am Wetter beteiligt. Er sogt dafür, dass die Luft- und Wasserströme sich zwischen den beiden Erdhälften, Süden und Norden, austauschen. Wir wissen viel über den Wind, wir spüren ihn auf unserer Haut, dennoch können wir ihn nicht greifen. Er ist da, und doch nicht sichtbar. Wir brauchen unsere Sinne, um ihn zu fassen. Erst nachdem die Sinne ihn spüren, sehen und hören, kann unser Verstand das Geschehen ordnen und in Worte fassen.
So verhält es sich auch mit dem Geist Gottes. „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh.3,8)
Der Wind (griechisch pneuma und hebräisch ruach: Wind, Geist) wird mit dem Geist Gottes verglichen, um zu beschreiben: Er ist überall gegenwärtig, obwohl man ihn nicht sieht, nicht woher er kommt und wohin er geht. Er ist einfach da, plötzlich, unvorhersehbar. Die Kraft des Windes, symbolisiert auch die Kraft des Heiligen Geistes, weshalb auch viele von der Heiliggeistkraft sprechen. Gleichzeitig steht das Bild für die Freiheit des Geistes von Gott, der sich der menschlichen Kontrolle entzieht.
… weht überall, wo er will …
Er setzt Menschen in Bewegung. Wie es der auferstandene Christus seinen Nachfolger:innen verheißt und zusagt: „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.“ (Apg. 1,8)
Diese Verheißung Jesu, an seine Jünger:innen und Nachfolger:innen, hat sich an Pfingsten erfüllt. Damit haben alle, auch wir, die im Namen Gottes, des Sohnes Jesu Christi und des Heiligen Geistes getauft sind, Teilhabe an dieser Geistkraft und Gottes Bund.
Die heilige Geistkraft bringt uns in Beziehung zu Gott und zu Menschen. Sie entfacht die Liebe und Solidarität untereinander. Sie haucht der Seele Leben ein, macht mutig, lebendig. Sie tröstet, lässt die Wahrheit verstehen und beflügelt Gedanken, um über uns hinauszuwachsen. Sie begleitet und befähigt uns, Zeug:innen von der Botschaft Jesu Christi und Gottes zu sein. Erlebbar wird diese Kraft in vielen Gaben.
Liebe ist dabei die größte Gabe. Sie ermöglicht, lehrt und zeigt uns den Weg: Wie wir Unversöhntes miteinander versöhnen können. Wie wir Verletzungen heilen, sündig und schuldig werden verhindern und vergeben können. Wie wir die Wahrheit Gottes verstehen, die Gerechtigkeit und den Frieden Gottes leben sollen. Gegenüber uns selbst und unseren Mitmenschen.
Kurz: An der Botschaft Gottes, im Gebet, in der Gemeinschaft und im Brotbrechen bleiben (Apg.2,42).
… er weht wo er will …
Bedeutet auch, Gottes Geist weht nicht immer, ist nicht immer verfügbar. Es gibt kein buzzern, kein Knopfdruck mit dem ich ihn her zitieren kann. Er ist weder berechenbar noch planbar.
An Pfingsten erlebten die Jünger ein mächtiges Brausen des Windes. Laut, gefährlich, ängstigend. Von einer anderen Erfahrung berichtet 1. Kö.19,12-13. Hier spricht Gott im Säuseln des Windes. In leisen Tönen. Man muss genau hinhören, aus dem Trubel aussteigen, innehalten um zu verstehen, was Gott möchte, um die Gedanken zu erkennen und zu sehen, was in der Situation dran ist zu tun.
Kurz: Mit dem Herzen zu verstehen und für Gottes Wunder offenbleiben.
Zum Nachdenken:
Welche Bilder löst das Pfingstereignis bei mir aus?
Bin ich offen für Wunder? Woran merke ich das?
Was nehme ich aus meinen Überlegungen, Gedanken mit?
Gebet:
Gott der Liebe,
erfülle mich mit deinem Heiligen Geist,
befreie meine Gedanken, um das Rechte zu wollen und das Gute zu tun.
Heilige Geistkraft, Du erweckst uns zum Leben und unseren Glauben, um deine Wahrheit Gott, zu verstehen. Gib uns die Kraft und Weisheit danach zu leben.
Heiliger Geist, befähige uns eine Beziehung zu dir Gott und zu unseren Mitmenschen aufzubauen und zu halten. Mach uns dankbar, sorgsam, großherzig, und tolerant ihnen gegenüber. Stärke unser Vertrauen in Dich, damit wir unterwegs nicht zweifeln oder straucheln, auf dem Weg des Glaubens als deine Botschafter:innen.
Hilf unserem Sehnen nach wahrer, tragender und versöhnter Gemeinschaft, um uns einander so anzunehmen wie wir sind.
Lehre und ermutige uns, den Weg des Friedens, auch gegen jeden Widerstand, zu beschreiten.
Dein guter Geist führe uns auf ebener Bahn.
Amen.
(alternativ Psalm 51, EG 727)
Lieder:
EG 556 Der Geist von Gott weht wie der Wind
EG 132 Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen. Und werdet meine Zeugen sein.
EG 130 (ö) O Heilger Geist, kehr bei uns ein
EG 127,1 Jauchz, Erd, und Himmel, juble hell
Sylvia Dieter, Referentin Kirche und Gesellschaft