Frau.Macht.Kirche – Frauenmahl im Kloster Blaubeuren

Über 160 Frauen feiern in der Prälatur Ulm das 100-jährige Jubiläum EFW

Über 160 Frauen haben im Kloster Blaubeuren bei einem Frauenmahl mit dem Motto „Frau.Macht.Kirche“ das 100-jährige Jubiläum der Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW) gefeiert. Was mit der Gründung der Frauenabteilung des Evangelischen Volksbundes im Juli 1919 begann, hat auch im Jubiläumsjahr 2019 Bestand: Die Evangelischen Frauen bieten Bildung und Erholung für Mütter und Frauen, Fortbildungen für ehrenamtliche Frauen, Gottesdienste und spirituelle Angebote.

Die Festveranstaltung zum Anlass „100 Jahre Evangelische Frauen“ für ehrenamtliche Frauen aus der Prälatur Ulm am 16. März wurde als Frauenmahl gefeiert: Frauen essen gemeinsam, hören zwischendurch kurze Reden und diskutieren im Anschluss darüber. Das Frauenmahl in der Prälatur war der Auftakt von insgesamt vier Jubiläums-Frauenmahlen. So werden in Stuttgart, Reutlingen und Heilbronn weitere Frauenmahle stattfinden.

Das Frauenmahl in Blaubeuren fand in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Alb-Donau und dem Bezirksarbeitskreis Frauen Ulm- Blaubeuren statt. Dank an die ehrenamtlichen Frauen in der Prälatur Ulm

Beate Breithaupt, Vorsitzende EFW, lobte in ihrer Begrüßung das Engagement der Frauen. Beim Blick in die Geschichte sei entscheidend, dass sich Frauen immer wieder miteinander verbündet haben, um Schritte in Richtung Gleichberechtigung zu erreichen.


Den Dank der Evangelischen Landeskirche für den ehrenamtlichen Einsatz von Frauen und die Grüße von Landesbischof Dr. h. c. Otfried July überbrachte Prälatin Gabriele Wulz. 100 Jahre seien ein guter Anlass, um die Frauen zu ehren, die den Weg bereitet hätten. So erinnert sie daran, dass vor 50 Jahren Frauen das Recht erstritten hatten, in der Landeskirche als Pfarrerinnen ordiniert zu werden. Die gute Vernetzung untereinander sei ein wichtiger Baustein der Frauenarbeit und auch bei der Festveranstaltung in Blaubeuren gut sichtbar. Frauen erheben ihre Stimme in der Politik

Iris Mann, Sozialbürgermeisterin der Stadt Ulm, blickte in ihrer Rede auf die Geschichte der Frauen in der Stadt Ulm zurück. Bereits vor über hundert Jahren waren in Ulm Frauen in verschiedenen Vereinen für das Wahlrecht und für eine bessere Bildung eingetreten. In der Geschichte der Parteien spielten Frauen jedoch lange keine Rolle. Bei der Kommunalwahl in Ulm 1947 wurde die erste Frau in den Gemeinderat gewählt. Einzigartig waren in Ulm von der Stadt organisierte sogenannten Bürgerinnenversammlungen, in denen Frauen sich über politische Themen austauschten. Iris Mann nennt die Stadt Ulm heute als vorbildlich, wenn es um die paritätische Besetzung des Gemeinderats geht. Trotzdem sei in Sachen Gleichberechtigung noch viel zu tun, auch im Blick auf die Anzahl der Frauen im Landtag und Bundestag.  „Gehen Sie am 26. Mai wählen, damit wir noch einen Schritt weiterkommen“, ruft sie die Frauen auf. Frauen setzen sich in der Kirche für ihre Anliegen ein Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer erinnerte an Frauen aus der Bibel. „Mir fällt als erstes Leonardo da Vinci ein, das Abendmahl. Jesus sitzt mit den Aposteln zu Tisch, es sind lauter Männer. Diese Bild hat Folgen.“ Lucie Panzer fragt, ob die Frauen nicht eingeladen waren oder später, als der Bericht aufgeschrieben wurde, nicht mehr von ihnen erzählt wurde. Auch Paulus habe viel mit Frauen zu tun gehabt, die ihn als Diakoninnen oder Gemeindevorsteherinnen unterstützt haben. Dennoch waren die Berufe in der Folge für Männer vorgesehen und auch so benannt. Lucie Panzer erklärt, dass im Judentum und in der Antike fraglos klar war, dass Männer die Herren und Frauen die Dienerinnen waren: „Da konnten sich die frauenemanzipatorischen Ansätze aus der Jesusbewegung einfach nicht durchsetzen.“ Und so sei es über Jahrhunderte auch geblieben. Zwar spielten Frauen in der Reformation eine Rolle, es sei aber bei einzelnen Frauen geblieben. Die Einführung des politischen und kirchlichen Wahlrechts vor hundert Jahren sei dann ein wichtiger Meilenstein gewesen. So auch, dass seit 1968 in den evangelischen Kirchen Frauen für das Pfarramt ordiniert wurden. „Damit war endlich klar: Frauen und Männer sind gleichrangig, gleichgestellt, haben gleiche Rechte.“ Dennoch sei es auch heute noch so, dass es zum Beispiel auf der mittleren Ebene der Superintendenten und Dekane  deutschlandweit  nur 21 Prozent Frauen gäbe. Lucie Panzer appellierte an die Frauen, ihre Stimme zu erheben und sich für ihre Anliegen einzusetzen. Interreligiöser Dialog bleibt wichtig
Rebekka Herminghaus, Pfarrerin in Langenau und Expertin für interreligiösen Dialog, berichtete von ihren Erfahrungen. Es sei immer wieder bereichernd und nötig, mit Frauen anderer Religionen im Dialog zu bleiben. Die „Gastfreundschaft Gottes“ mache dies möglich. Sie ermunterte die Frauen, „spirituell solidarisch“ zu sein und bei allen Unterschieden miteinander im Gespräch zu sein. Die Schülerinnen des Seminars Blaubeuren sangen mit den Teilnehmerinnen des Frauenmahls einen Jubiläumskanon, der eigens von EFW für das Jubiläum komponiert wurde. Das vegetarische Menü wurde von der Klosterküche des Seminars gekocht und von den Schülern des Seminars serviert.